3 Juli 2024

Die Gewinn- und Verlustrechnung: Ein detaillierter Einblick 

Die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), auch als Profit and Loss (P&L) oder Income Statement bezeichnet, ist ein zentraler Bestandteil des Jahresabschlusses eines bilanzierungspflichtigen Unternehmens. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die finanzielle Lage eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum, indem sie dessen Erträge und Aufwendungen gegenüberstellt. 

Was unterscheidet die GuV von der Bilanz? 

Im Gegensatz zur Bilanz, die eine Stichtagsbetrachtung darstellt und die Vermögens- und Schuldenlage eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt (z. B. 31. Dezember) abbildet, ist die GuV zeitraumbezogen. Sie fokussiert sich auf einen bestimmten Zeitraum, in der Regel vom 01. Januar bis zum 31. Dezember eines Geschäftsjahres. Abweichungen sind möglich, falls ein Unternehmen ein abweichendes Geschäftsjahr hat oder bei Neugründungen, wo der Jahresüberschuss für ein Rumpfgeschäftsjahr ermittelt werden muss. 

Grundsätze und Aufbau der Gewinn- und Verlustrechnung 

Die Erstellung der GuV unterliegt den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung (GoB). Die Erfassung und Darstellung von Aufwendungen und Erträgen muss klar, übersichtlich und nachvollziehbar erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass es zwei grundlegende Verfahren zur Ermittlung des Ergebnisses in der GuV gibt: 

  • Gesamtkostenverfahren: Dieses Verfahren berücksichtigt neben den Umsatzerlösen auch Bestandsveränderungen und aktivierte Eigenleistungen (§ 275 Abs. 2 HGB)
  • Umsatzkostenverfahren: Im Gegensatz zum Gesamtkostenverfahren werden hier die Bestandsveränderungen und aktivierten Eigenleistungen nicht explizit in der GuV abgebildet (§ 275 Abs. 3 HGB)
  • Der Gesetzgeber definiert in § 275 Abs. 1 HGB den Aufbau der Staffelform: Die Positionen werden in einer tabellarischen Form ohne Kontenstruktur aufgelistet. 
  • Ermittlung des Jahresergebnisses 
  • Am Ende des Geschäftsjahres bildet die GuV die Grundlage zur Ermittlung des Jahresergebnisses
  • Gewinn: Wenn die Erträge die Aufwendungen übersteigen, hat das Unternehmen einen Gewinn erzielt. 
  • Verlust: Liegen die Aufwendungen über den Erträgen, muss das Unternehmen einen Verlust verzeichnen. 

Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung 

Die GuV ist nach dem Bruttoprinzip oder Nettoprinzip gegliedert. 

  • Bruttoprinzip: Alle Erträge und Aufwendungen werden separat gezeigt, sie werden nicht miteinander verrechnet (Saldierungsverbot).  
  • Nettoprinzip: Beim Nettoprinzip dürfen in der Darstellung bestimmte Positionen verrechnet werden, dies ist aber nur in Ausnahmefällen zulässig wie z. B. bei der Zusammenfassung der Umsatzerlöse, Bestandsveränderungen, aktivierten Eigenleistungen, sonstigen betrieblichen Erträge und Materialaufwand zur Position „Rohergebnis“ für kleine und mittelgroße Kapitalgesellschaften (§ 276 HGB).  

Die GuV lässt sich in verschiedene Bereiche gliedern. Die am häufigsten vorkommenden Positionen sind: 

1. Erträge: 

  • Umsatzerlöse: Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen (Kerngeschäft) 
  • Sonstige betriebliche Erträge: Erlöse aus Nebentätigkeiten  

2. Aufwendungen: 

  • Materialkosten: Kosten für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 
  • Personalkosten: Gehälter, Löhne, Sozialversicherungsbeiträge 
  • Abschreibungen: Wertminderungen von Anlagevermögen 
  • Sonstige Aufwendungen: Mieten, Zinsen, etc. 
  • Steuern 

3. Ergebnis: 

  • Gewinn: Differenz aus Erträgen und Aufwendungen, wenn die Erträge überwiegen 
  • Verlust: Differenz aus Erträgen und Aufwendungen, wenn die Aufwendungen überwiegen 

GuV vs. Bilanz: Die wichtigsten Unterschiede 

Obwohl beide zum Jahresabschluss gehören, dienen GuV und Bilanz unterschiedlichen Zwecken: 

  • Gewinn- und Verlustrechnung: Zeitbezogene Darstellung der Ertragskraft eines Unternehmens in einem Geschäftsjahr. 
  • Bilanz: Stichtagsbezogene Abbildung der Vermögens- und Schuldenlage eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt („Foto“ zu einem bestimmten Zeitpunkt). 

Weitere Unterschiede: 

  • GuV: Auflistung von strömenden Größen (z.B. Umsatzerlöse, Aufwendungen) 
  • Bilanz: Auflistung von Bestandsgrößen (z.B. Bargeld, Forderungen, Verbindlichkeiten) 
  • GuV: Ergebnis: Gewinn oder Verlust 
  • Bilanz: Ergebnis: Bilanzsumme 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass GuV und Bilanz zwei wichtige Instrumente zur Beurteilung der finanziellen Situation eines Unternehmens sind, die sich jedoch in ihrer Zielsetzung und Darstellung grundlegend unterscheiden. 

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